Chronik
Die Gründer des Vereins
1927 – in einer wirtschaftlich und politisch schwierigen Zeit – wollten einige Männer das kulturelle Leben in Netphen um eine weitere musikalische Facette erweitern und gründeten die kirchlich orientierte „Jugendkraft-Kapelle“.
Bereits nach wenigen Jahren drohte der Kapelle aufgrund der politisch geänderten Umstände unter der Herrschaft der Nationalsozialisten die Auflösung. Doch durch das beherzte Handeln der damals Verantwortlichen konnte die Auflösung mit dem Beitritt zur Feuerwehr des Amtes Netphen abgewendet werden.
Ein weiterer Einschnitt in der Entwicklung des Vereins folgte nach Ausbruch des 2. Weltkrieges. Die Probenarbeit musste zeitweise eingestellt werden. Viel wesentlicher waren jedoch die menschlichen Verluste, die zu verkraften waren.
Nach 1945 konnte sich der Musikzug Netphen ungebremst entwickeln. Die Zahl der aktiven Musiker nahm stetig zu. Der Zuspruch aus den Reihen der jeweiligen Jugend war über die Jahrzehnte stets sehr erfreulich. Auch das musikalische Repertoire folgte den Wandlungen der Zeit. So konnten die Musiker die Erwartungen ihrer jeweiligen Zuhörer mehr als erfüllen.
Wichtig für die Mitglieder des Musikzuges war und ist bis heute die Integration des Vereins in das dörfliche und kulturelle Geschehen unseres Heimatortes Netphen. Die Jahresberichte zeugen von dem Engagement, das sich in der Teilnahme oder Ausrichtung vieler dörflicher Veranstaltungen widerspiegelt.
Die musikalischen Leiter bereiten den Weg in die Zukunft
Nach der Gründung übernahm zunächst Karl Frommann aus Weidenau die musikalische Leitung der „Jugendkraft-Kapelle“. Er vermittelte die ersten Kenntnisse und formte den „neuen“ Klangkörper. Der erste Auftritt erfolgte anlässlich der Netpher Tierschau im Jahr 1928.
1930 wurde Albrecht Münker aus Siegen Dirigent. Er baute die Leistungsfähigkeit der Musiker aus und bemühte sich um weitere Ausbildung. Gerade in der Zeit nach 1945 leistete er den musikalischen Wiederaufbau der Feuerwehrkapelle. Unter seiner Leitung konnten bereits Feste und Veranstaltungen aller Art musikalisch umrahmt werden. Schon damals führte die Kapelle fast jährlich ein Konzert durch.
Der musikalische Höhepunkt seiner Schaffenszeit war das 25-jährige Jubiläum der Kapelle mit 27 Musikern im Jahr 1952, an dem 11 Gast- und Ortsvereine teilnahmen. Für seine Verdienste wurde Albrecht Münker später zum Ehrendirigenten ernannt.
Im Sommer 1958 übergab Albrecht Münker nach 28-jähriger Dirigententätigkeit den Taktstock an den Militärmusiker Wilhelm Hartmann aus Niederschelden. Durch gezielte und intensivere Probenarbeit gelang es Wilhelm Hartmann, die musikalischen Fähigkeiten der Amtsfeuerwehrkapelle weiter zu steigern.
1967 feierte man mit 33 aktiven Musikern das 40-jährige Jubiläum, an dem 15 Gastkapellen teilnahmen.
Der Leistungswille war nun soweit geschürt, dass man sich mehreren Wertungsspielen stellte. 1970 beim Bundes-Feuerwehrtag in Münster sowie 1972, 1976 und 1980 beim Deutschlandpokal in Alsfeld konnten Titel und Pokale errungen werden.
Beim 50-jährigen Jubiläum im Jahr 1977 wartete der Musikzug Netphen bereits mit 50 aktiven Musikern auf. Ein unvergessliches Highlight dieses Festes war der Auftritt der englischen Militärkapelle „The Royal Hussars“.
Nach 25-jähriger erfolgreicher Tätigkeit übergab Wilhelm Hartmann den Taktstock in jüngere Hände. Für seine Verdienste wurde Wilhelm Hartmann zum Ehrenobermusikzugführer ernannt.
Der Musikpädagoge Walter Sidenstein aus Altenhof übernahm 1984 die Leitung des Musikzugs Netphen. Ihm lag besonders die Förderung der Jugend am Herzen, die er weiter intensivierte: Er erweiterte das Repertoire des Orchesters und baute für die Jugend eine Big Band auf. Zudem ging er einen für die damalige Zeit noch gewagten Schritt, indem er zwei junge Damen mit in den Musikzug brachte.
Unter der musikalischen Leitung von Walter Sidenstein entstand eine völlig neue Konzertkultur. Zusätzlich zu den musikalischen Darbietungen erfuhr das Publikum durch eine charmante Moderation Wissenswertes zu den jeweiligen Musikstücken. Ergänzend wurden passende Bilder auf einer Leinwand gezeigt – Konzerterleben für alle Sinne.
Im Herbst 2000 legte Walter Sidenstein nach 17-jähriger erfolgreicher Dirigententätigkeit den Taktstock nieder.
Erstmals in der Vereinsgeschichte wurde die musikalische Leitung nun einer Frau übertragen. Alexandra Schütz-Knospe, gebürtige Berlinerin und Musikoffizier bei der Bundeswehr, führte die erfolgreiche Arbeit ihrer Vorgänger weiter und vermittelte den Musikern dabei zusätzlich einen Einblick in die musikalische Arbeit bei der Bundeswehr. Alexandra Schütz-Knospe hat den Musikzug Netphen aus beruflichen Gründen im September 2002 verlassen.
Das 75-jährige Jubiläum im Jahr 2002 wurde mit 60 aktiven Musikern und einem 3-tägigen Fest gefeiert. Höhepunkte waren sicherlich die Love-Parade sowie ein Festzug durch die Stadt Netphen mit mehr als 50 Gruppen. Zu diesem Anlass wurde von einigen Mitgliedern des Festausschusses Hubi erschaffen und erstmals in der Öffentlichkeit präsentiert.
Ab September 2002 stand der Musikzug nun wieder unter der bewährten Stabführung von Walter Sidenstein, der sich übergangslos wieder in die Probenarbeit und in das Vereinsleben eingefunden hat. Nach weiteren 9 Jahren verließ Walter Sidenstein im Herbst 2011 den Musikzug aus gesundheitlichen und persönlichen Gründen.
Als Nachfolger konnte Rudolf Strieder aus Battenberg verpflichtet werden. Der Es-Klarinettist des Musikkorps der Bundeswehr in Siegburg und verstand es von Anfang an, die Musiker und Musikerinnen zu motivieren und musikalisch zu fordern. Unter seiner Leitung nahm der Musikzug 2012 erstmalig am 4-tägigen Schützenfest in Neuss statt und absolvierte neben den vielen Festzügen die dort übliche Königsparade.
Bereits nach knapp 1-jähriger Zusammenarbeit bat Rudolf Strieder um die Auflösung des bestehenden Vertrags zum Frühjahr 2013, da ihm ein Angebot seines Heimatvereins Battenberg vorlag.
Im Sommer 2013 übernahm Musikfeldwebel Christoph Griffel aus Brachbach das Dirigat des Musikzuges. Auch er gehört dem Musikkorps der Bundeswehr in Siegburg an und ist dort als Schlagzeuger tätig. Christoph Griffel blieb dem Musikzug Netphen nicht lange treu: Im März 2016 eröffnete er Vorstand und Musikern, dass sein Heimatverein Lyra Brachbach ihn als Nachfolger seines erkrankten Vaters Ludwig Griffel verpflichtet hat.
Für nur kurze Zeit (Herbst 2016 bis Frühjahr 2018) hatte Simone Schlesak die musikalische Leitung inne. Bereits Anfang 2018 kündigte sie an, beruflich nach Kanada zu gehen. In die Zeit der Dirigententätigkeit von Simone Schlesak fiel das 90-jährige Bestehen des Musikzugs, das mit einem rundum gelungenen Familienfest auf dem Alten Marktplatz gefeiert wurde. Nach einem Festhochamt und einem Frühschoppenkonzert fand ein „Menschen-Kicker-Turnier“ der Ortsvereine statt.
Seit Mai 2018 ist der Herdorfer Stefan Hees Dirigent des Musikzug Netphen.
Im März 2020 musste aufgrund des bundesweiten „Lockdowns“ während der Corona-Pandemie die Probenarbeit vorübergehend eingestellt und das unmittelbar bevorstehende Frühjahrskonzert abgesagt werden. Auf zunächst unbestimmte Zeit lag das gesamte Vereinsleben brach. Mit einigen virtuellen Formaten hat der Vorstand um den zu diesem Zeitpunkt amtierenden 1. Vorsitzenden Johannes Werthenbach versucht, den Verein und die Kameradschaft zusammenzuhalten. Erst im Sommer waren wieder (bei gutem Wetter) Proben im Freien möglich, die zunächst auf dem Lehrerparkplatz neben dem Gymnasium stattfanden, später in den Gärten verschiedener Musiker. Im November 2020 legte ein erneuter Lockdown die Probenarbeit auf Eis und auch im Frühjahr 2021 war an ein Frühjahrskonzert nicht zu denken. Erst im Sommer 2021 fanden wieder regelmäßige Proben vor dem Schützenhaus in Brauersdorf statt. Sobald es die Coronaschutzverordnungen zuließen, wurde unter anfangs strengen Hygieneauflagen im großen Saal der Georg-Heimann-Halle geprobt, sodass im Frühjahr 2022 erstmals wieder ein Frühjahrskonzert stattfinden konnte.